Staatsministerin Böhmer verleiht acht Integrationsmedaillen/ „Freiwilliges Engagement stärkt das gegenseitige Vertrauen und den Zusammenhalt“

Für das Gelingen von Integration ist bürgerschaftliches Engagement unverzichtbar. Gesetze und Verordnungen reichen nicht aus, um Menschen unterschiedlichster Herkunft unmittelbar zusammenführen. Wir brauchen zusätzlich den Einsatz von Freiwilligen! Wer sich aus innerer Überzeugung im Alltag für ein gutes Miteinander engagiert, stärkt gegenseitiges Vertrauen und den Zusammenhalt. Gerade angesichts der wachsenden Vielfalt ist bürgerschaftliches Engagement umso wichtiger. Die Einsatzfreude, die Kreativität und auch der Mut der Freiwilligen bringen die Integration nach vorne und machen unser Land ein großes Stück reicher“, betonte Staatsministerin Maria Böhmer heute bei der Verleihung von acht Integrationsmedaillen im Bundeskanzleramt. Mit der Auszeichnung ehrt Böhmer acht Bürgerinnen und Bürger, die sich in herausragender Weise mit großem persönlichen Einsatz um die Integration von Zuwanderern verdient gemacht haben.

„Die heute ausgezeichneten Projekte und Ideen sind so vielfältig wie die Menschen in unserem Land. Ob ein Filmregisseur, der mit der verbindenden Kraft des Sports die Integration fördert, eine Migrantin, die sich in einem Netzwerk gegen häusliche Gewalt engagiert, oder ein Integrationslotse, der Migranten insbesondere dabei unterstützt, auf dem Arbeitsmarkt Fuß zu fassen: Alle Medaillenempfänger sind wichtige Brückenbauer und Vorbilder! Sie sind unverzichtbare Gestalter der Integration vor Ort. Ihr Engagement ist Ansporn für jeden Einzelnen, gleich ob mit oder ohne Migrationshintergrund, sich aktiv für ein gutes Miteinander einzusetzen. Freiwilliges Engagement nutzt nicht nur denjenigen, die Unterstützung erhalten. Auch die Freiwilligen selbst empfinden ihren Einsatz zumeist als große Bereicherung“, erklärte 

Die Staatsministerin hatte die Fraktionen des Deutschen Bundestages um Vorschläge zu Personen gebeten, die sich in besonderer Weise für die Integration einsetzen. Aus diesen Vorschlägen wurden unter Berücksichtigung der Größe der Fraktionen acht ausgewählt. Kriterium für die Vergabe der Medaille ist nachhaltiges und modellhaftiges Engagement. Staatsministerin überreichte heute jeweils eine Integrationsmedaille und eine Urkunde an folgende Personen:

Frau Sonja Brogiato aus Leipzig, österreichische Wurzeln
Seit 2004 arbeitet Sonja Brogiato ehrenamtlich im Leipziger Flüchtlingsrat mit, seit 2005 als Mitglied des Vorstands. Die gebürtige Österreicherin entwickelte das Projekt „Integration durch Bildung“. Ihre Zielgruppe sind insbesondere Migrantinnen und Migranten, die in keine Regelschule mehr integriert werden können. Das Projekt bereitet die jungen Menschen auf den Besuch der Abendmittelschule vor. Brogiato berät darüber hinaus Asylbewerber und Flüchtlinge, organisiert Seminarreihen für Migranten und interkulturelle Veranstaltungen.

Frau Nurdane Görgün aus Offenburg, türkische Wurzeln
Die Baden-Württembergerin erhält die Integrationsmedaille stellvertretend für die Gruppe der Dialogbeauftragten der Moscheegemeinde Offenburg. Sechs junge Menschen haben sich zu Dialogbeauftragten ausbilden lassen und fördern seit 2010 den interreligiösen und inter-kulturellen Dialog. Sie bringen Menschen zusammen, organisieren Moscheeführungen, Seminare, Kulturfeste. Sie bringen die Religionen und Kulturen einander näher und helfen, Vorurteile abzubauen.

Frau Mübeccel Koçer aus Düren, geboren in der Türkei
Mübeccel Koçer setzt sich seit 25 Jahren ehrenamtlich für die Integrationsförderung im Dürener Bürgerverein „Satellitenviertel“ und für ein gutes Zusammenleben von deutschen und türkischen Mitbürgerinnen und Mitbürgern ein. Von 1995 bis 1999 war sie Mitglied des Ausländerbeirats im nordrhein-westfälischen Düren. Seit 2009 engagiert sie sich im Projekt „Migrantinnen-Netzwerk gegen häusliche Gewalt“. Als Brückenbauerin berät und unterstützt sie betroffene Frauen.

Herr Philipp Kohl aus Mannheim
Der junge Mannheimer rückt die Bedeutung des Mediums Film als Mittel zur Integration in den Blick. Kohl arbeitet als Regisseur, Autor und Komponist. 2010 produzierte er den Film „Transnationalmannschaft“, der nicht nur deutschlandweit, sondern auch auf internationalen Festivals Beachtung fand. In dem Film kommen Bewohner aus zwei Mannheimer Stadtteilen mit hohem Migrantenanteil während der Fußballweltmeisterschaft 2010 zu Wort. Sie sprechen über das „Deutschsein“ und über Heimat. Der Film zeigt die verbindende und integrierende Kraft des Sports.

Herr Johann Koops aus Lingen
Bei zahlreichen Auslandsreisen hat Koops erfahren, wie hilflos und allein man sich in einem anderen Land fühlen kann. Er hatte jedoch das Glück auf Menschen zu treffen, die ihm weitergeholfen haben. Diese Erfahrungen waren für Koops Ansporn, sich als Integrationslotse zu engagieren. Koops unterstützt Migrantinnen und Migranten insbesondere bei der beruflichen Integration. Er gibt wertvolle Tipps bei Bewerbungen, entwickelt gemeinsam mit den Betroffenen berufliche Perspektiven, leitet einen Gesprächskreis für Männer und hilft bei der Beantragung der Anerkennung von ausländischen Abschlüssen.

Frau Aslı Peker Gaubert aus Berlin, türkeistämmig
Als ehrenamtliche Integrationshelferin begann sie im Jahr 2000 in Berlin-Kreuzberg. Sie bot spezielle Deutschkurse für Frauen an, die mehr waren, als ein Sprachunterricht. Sie waren auch ein Willkommensgruß. Anschließend leitete Peker Gaubert ein Interkulturelles Nachbarschafts- und Selbsthilfezentrum. Von 2007 bis 2009 zeichnete sie für das Projekt „Plattform für Begegnung und bürgerschaftliches Engagement“ verantwortlich. Seitdem bringt sie in Marzahn-Hellersdorf die interkulturelle Öffnung von Stadtteilzentren und Regeldiensten voran.

Herr Heinz Ratz aus Kiel
Der Autor und Musiker Heinz Ratz besuchte im vergangenen Jahr im Rahmen seiner „Tour der 1000 Brücken“ über 80 Flüchtlingslager. Da-bei entstand die Idee, gemeinsam mit Musikern, die als Flüchtlinge nach Deutschland gekommen sind, eine CD aufzunehmen und auf Tournee zu gehen. Heinz Ratz, der als Autor 10 Buchveröffentlichungen vorweisen kann, treibt der respektvolle und menschenwürdige Umgang mit Notleidenden und Flüchtlingen an.

Frau Nevin Şahin aus Hildesheim, türkische Wurzeln
Die gebürtige Türkin ist seit mehr als drei Jahrzehnten im niedersächsischen Hildesheim als Übersetzerin tätig- für Şahin ein Ehrenamt, das sie mit viel Herzblut ausübt. Sie setzt sich vor allem für türkische Frau-en ein, leitet einen Alphabetisierungskurs, organisiert Fahrrad- und Schwimmkurse und hilft so den Frauen, mehr Selbstvertrauen zu entwickeln.

Ausführliche Informationen zu allen Medaillenempfängern finden Sie unter www.integrationsbeauftragte.de.

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Presse- und Informationsamt der Bundesregierung