Das System der Tarifverträge ist in den vergangenen zwei Jahrzehnten löchriger geworden: 1998 galten Tarifverträge noch für 76 % der Beschäftigten in Westdeutschland und für 63 % in Ostdeutschland. 2012 lag die Tarifbindung dagegen nur noch bei 60 % im Westen und 48 % im Osten. Das liegt nicht nur an einem geringeren Organisationsgrad der Arbeitnehmer, sondern auch an Erosionserscheinungen auf der Arbeitgeberseite. Wissenschaftler haben in der aktuellen Ausgabe der WSI-Mitteilungen Fakten zusammengetragen und die Auflösung traditioneller Strukturen untersucht.
Zum Vertragsschluss braucht es immer zwei. Wenn bestehende Unternehmen aus dem Arbeitgeberverband austreten, in die so genannte OT-Mitgliedschaft (OT = ohne Tarif) wechseln oder neue Unternehmen gar nicht erst eintreten, fehlt Arbeitnehmerorganisationen der Ansprechpartner. PD Dr. Martin Behrens, Forscher am Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Institut (WSI) in der Hans-Böckler-Stiftung, unterscheidet zwischen einer äußeren und einer inneren Erosion der Arbeitgeberverbände. Weiterlesen