Folklorefest der Frauengruppe der Griechische Gemeinde Köln erbrachte 8.194 Euro für „Ärzte der Welt“ in Griechenland.

Die Frauengruppe der Griechische Gemeinde Köln hatte ein Folklorefest organisiert, dessen Reinerlös an “Ärzte der Welt“ in Griechenland gehen wird. Hilfe für die Landsleute in Griechenland.

Die Begrüßung fand durch den Vorsitzenden der Griechische Gemeinde Köln, Evangelos Plakopitas statt. Chrysanti Koutsoupaki, die Vorsitzende der Frauengruppe der griechischen Gemeinde dankte zunächst allen ehrenamtlich Beteiligten auch der Moderatorin und Koordinatorin der Veranstaltung, Sophia Georgallidis. Vor allem aber den Frauen des Vorstandes der Frauengruppe, die sich trotz ihrer Jobs und Mutterpflichten bereit erklärt hatten das Fest zu unterstützen, wodurch ihre Familien für diese Zeit zurückstehen mussten. Ebenso dankte sie den Sponsoren der Veranstaltung und der Griechische Gemeinde Köln, die sofort ihre Hilfe zugesagt hatte und bereit war zusätzliche Kosten auf sich zu nehmen. Dies, obwohl sie sich schon seit Jahren selbst finanzieren muss, weil sie keine öffentlichen Fördermittel mehr bekommt. Ihr Dank ging auch die griechischen Tanzgruppen aus NRW und der näheren Umgebung Kölns, die im Laufe des Nachmittags auftreten werden.

Chrysanti Koutsoupaki begründete die Entscheidung der Frauengruppe die Einnahme des Festes „Ärzte der Welt“ zur Verfügung zu stellen unter anderen damit: „… es hat uns sehr gut gefallen, was wir da sahen. Eine gemeinnützige, NGO, die auf der ganzen Welt verbreitet ist und deren Mitglieder ihre Dienste unentgeltlich anbieten!“

„Not und Krankheit haben weder politische noch nationale Farbe! Es zählt EINZIG und ALLEIN der Mensch!!! Seitdem die wirtschaftliche Krise in Griechenland immer mehr soziale Probleme an den Tag legt, haben dort auch die Ärzte der Welt ihr Engagement gesteigert!“

Sie nannte einige Projekte von „Ärzte der Welt“ in Griechenland von „Offene Poly-Arztpraxen“ (seit 1977) bis „Nahrungsmittelverteilung“ (seit 2011), schließlich auch die „Kinderärztliche- und Impfversorgung“.

Danach verlass Chrysanti Koutsoupaki eine Grußadresse von Liana Maili der Präsidentin von „Ärzte der Welt“ in Griechenland, in der ebenfalls auf die Tätigkeitsfelder der Organisation in Griechenland eingegangen wurde und:

„Unsere Aktivitäten im Ausland sind weniger geworden, aber im Jahr 2012 haben wir sie in Griechenland verdoppelt. Wir haben unseren Fokus auf die Unterstützung der Mütter mit Kindern gerichtet, weil sie zu den gefährdeten unter der Bevölkerung gehören, da die sozialen Strukturen abbröckeln.

Die freiwilligen Ärzte, Krankenpfleger, Sozialarbeiter, Psychologen und Verwaltungsmitarbeiter sorgen dafür, immer dort zu sein, WO ES MENSCHEN GIBT.“

Als Sprecherin von „Ärzte der Welt“ übernahm schließlich Frau Dr. Maria Heinzlmann Fachärztin für innere Medizin / Tropenmedizin München – Köln das Mikrofon. Sie ist unter anderem ehrenamtlich für „open.med“ tätig, einem Projekt von „Ärzte der Welt“ in München für Flüchtlinge und Menschen, die sich illegal in Deutschland aufhalten. Sie gibt einen Einblick in die Geschichte und Tätigkeit von „Ärzte der Welt“, der Organisation die ihren Ursprung in Frankreich hat, die eigentlich „Médecins du Monde“ heißt. In Griechenland: „Γιατροί του Κόσμου“

Holger Bau ((Jahrgang 1936, ehemals Gartenbauwissenschaftler) vom „Berliner Forum Griechenlandhilfe“ machte an Hand weniger Zahlen die dramatische katastrophale Entwicklung in Griechenland bis an die Schmerzgrenze deutlich: „Die Anzahl der Menschen, die von „Ärzte der Welt“ behandelt wurden, steigt ständig. Von 39.926 in 2011 auf 84.436 in 2012. Das sei mehr als eine dramatische Verdoppelung.

Das Berliner Forum Griechenlandhilfe wurde 2012 nach einer Initiative von Kostas Papanastasiou, griechisch-deutscher Liedermacher und Gastwirt, am 26. August 2012 der zu einem Solidaritätsessen in sein Charlottenburger Lokal „Terzo Mondo“ eingeladen hatte, gegründet. Es war den Gründern des Forum Griechenlandhilfe sehr schnell klar geworden, dass es notwendig war, sich an eine professionelle Organisation zu wenden, die vor Ort tätig war. Deshalb wanden sie sich an Ärzte der Welt und starteten die Aktion: „Hilfe für Griechenland“.

Kostas Papanastasiou, der nach Holger Bau sprach, ging nicht weiter auf die aktuelle Situation in Griechenland ein, sondern erzählte die Geschichte, eben dieser Aktion und dankte der Frauengruppe der griechischen Gemeinde für ihr Engagement. Er freue sich darüber, dass der Funke von Berlin nun auch auf Köln übergesprungen sei. Der populäre ehemalige Schauspieler aus der TV-Serie Lindenstraße (Kostas Papanastasiou spielte die Rolle des Wirtes Panaiotis Sarikakis von 1985 bis 1996) bot seinen Gedichtsband und eine seiner Schallplatten mit Autogramm zum Kauf an. Der Umsatz solle ebenfalls an Ärzte der Welt in Griechenland gehen.

Neun Tanzgruppen waren angesagt. Ein wahrer „Marathon“, wie Chrysanti Koutsoupaki meinte. Bevor die erste Tanzgruppe auftrat, spielte die Musikgruppe TRIHORDO, auch sie unentgeltlich. TRIHORDO wird den ganzen Nachmittag die Pausen zwischen den Auftritten der einzelnen Tanzgruppen füllen und überleiten. Auf den Tischen der Essenstände waren die Salate angerichtet. Und auch der Konditor aus Düsseldorf, der sonst immer freitags oder bei Veranstaltungen der griechischen Gemeinde vor dem Eingang steht, hatte seine fahrende Konditorei im Hof geparkt. Er wird seinen Umsatz ebenfalls an Ärzte der Welt weitergeben. Natürlich ohne Souflaki geht nichts. Am Rande des Hofes steht ein Grill. Es herrschte Souflakiluft und eine feine Spannung auf den Auftritt der ersten Tanzgruppe.

Es war die Kindertanzgruppe der Griechische Gemeinde Köln, unter der Leitung von Nikos Thanos, die den Marathon eröffneten. Vielleicht der dankbarste Part des ganzen Nachmittags. Auf jeden Fall begleitet von dem Stolz der anwesenden Eltern.

Es folgen die Thessalier aus Köln Rondorf, die Mädchen in der roten Karagouna die Jungen in der Truppe im traditionellen Tsolias. In der Pause TRIHORDO und Tanz für alle. Danach die kretische Truppe des kretischen Vereins Düsseldorf. Gefolgt von den Tänzern des Deutsch-Griechischen Kulturvereins zu Porz.

Nach der Pause die Tanzgruppen der griechischen Gemeinde Leverkusen, dann die Tanzgruppe Elektra aus Mönchengladbach unter der Leitung von Leonidas Efthymiadis. Während der nächsten Pause beginnt es zu regnen, leicht nur zu Beginn, dann doch so viel, dass einige Gäste es vorziehen sich in die Räume der griechischen Gemeinde zu begeben.

Draußen wird weitergetanzt. Weshalb auch nicht? Griechische Tänze gehen gehen bis in die Antike zurück sie sind keine Erfindung des neuen Griechenland und man darf ruhig die griechischen Götter bemühen, die alle getanzt haben sollen. Laut Wikipedia sogar Zeus. Dann geht es bei einem leichten Regen auch.

Trotzdem Erleichterung bei den Organisatoren Festes, als der Regen wieder nachlässt und das Fest kann ohne Umzug und Unterbrechung fortgesetzt werden kann.

Ungeduldig warten die Tänzer des pontischen Vereins Köln unter der Leitung von Dimitrios Konstantinidis auf ihren Auftritt. Im Hintergrund spielt die pontische Lyra (Kemençe) und die Trommel (Davul). Pontische Tänze waren über Jahrhunderte hinweg identitätsstiftend. Und einer pontischen Webseite zu Folge, wirkliche Gemeinschaftstänze. In denen der Einzelne in der Gruppe aufgeht. Identitätsstiftend sind sie auch heute noch, wenn auch, mit der Erinnerung an die Vertreibung aus dem Schwarzmeergebiet in den 20er Jahren des 20. Jahrhunderts und dem damit verbundenen Völkermord beladen. 353.000 Pontier sollen damals ums Leben gekommen sein. Man kann, wenn man davon weis, keine pontischen Tänze sehen, ohne unweigerlich daran zu denken. Lebhaft und wild sind diese Tänze. Durch den charakterlichen Dolch, den jeder pontische Tänzer mit sich trägt, muten sie martialisch an. Offene und geschlossene Kreise. Die Tänze haben etwas Beschwörendes an sich. Aber es sind auch Bauern und Hochzeitstänze, die die pontischen Tänzer zeigen.

Zum Schluss die Jugendtanzgruppe der Griechische Gemeinde Köln, unter Leitung von Nikos Thanos. Natürlich es ist ein Heimspiel. Eine funktionierende Jugendtanzgruppe ist wahrscheinlich das beste Aushängeschild, das eine griechische Gemeinde haben kann. Sie tanzen den Tapinos Paschalietikos (Thrakien West) und den makedonischen Levendikos Poustseno ein Tanz, der vor allem in Florina getanzt wird. Nikos Thanos hat die Jugendlichen fest im Griff. Es folgten, ein Poussidnitza, ebenfalls aus Makedonien und dann, der neben dem Sirtaki der wohl bekannteste Tanz Griechenlands, ein Sirtos. Der Sonaradikos Tsestos stammt aus Nord Thrakien. Als letzte tanzen die Jugendlichen einen Chassapikos, ein Tanz in freier Schrittfolge. Seine Ursprünge liegen in Konstantinopel. Dort war er der Tanz der Metzger. Im 20. Jahrhundert wurde er dann zum Tanz des Rembetiko, ein Tanz, der überwiegend in den Städten und bei großen Festen getanzt wird. So auch auf diesem Folklorefest der griechischen Frauengruppe, als die Zuschauer begannen sich unter die Tänzer zu mischten, einen Kreis bildeten, der sich dann als die Tanzfläche zu klein wurde, nach innen aufzurollen begann, so dass mehrere Tanzkreise entstanden. Am Ende sind es vier Tanzkreise. Es ist immer wieder faszinierend, zu sehen, wie natürlich, wie selbstverständlich sich diese Kreise bilden und wieder auflösen. Keiner der Tänzer gibt eine Anweisung. Die Tanzkreise bilden sich und sie lösen sich wieder auf, als sei es das natürlichste auf der Welt.

Die Abendveranstaltung findet in den Innenräumen der griechischen Gemeinde statt. Die Musikgruppe Rembetik.on spielt. Vor einer Woche hatte die Gruppe aus Dortmund in Düsseldorf ebenfalls ein Solidaritätskonzert für „Ärzte der Welt“ gegeben. Auch diesmal spielen sie ohne Gage. Rembetiko und Laiko ihr Musikstil. Natürlich Theodorakis und Chatzidakis. Vangelis mit seiner Bouzouki und mit einer innigen Tenorstimme, die nicht nur die Frauen dahinschmelzen lässt. Voula, die Sängerin gibt sich manchmal derb, dann wieder warmherzig, perfekt für Rembetiko. Giannis an der E-Gitarre ist der Rockstar der Gruppe. Dimitris am Keyboard tonangebend. Voula und Vangelis begeben sich ins Publikum singen und klatschen sich ab, wenn ein Lied besonders gelungen ist.

Es wird eine lange Nacht. Noch weiß niemand, wie viel Geld, von der Frauengruppe der Griechische Gemeinde Köln, an „Ärzte der Welt“ überwiesen werden kann. Es werden, um es vorwegzunehmen ingesamt: 8.194 Euro  sein.

Man sieht die Helfer und auch Chrysanti Koutsoupaki von Zeit zu Zeit mit der Spendenkiste durch den Saal gehen. „Ich bin stolz eine Griechin der Diaspora zu sein“, hatte sie am Morgen gesagt. „Diasporagriechin“ das klingt freilich anders, als die manchmal seltsamen Wortkonstruktionen von „Gastarbeiter“, „ausländische Arbeiter“, „Immigranten“ oder „Menschen mit Migrationshintergrund“. ‚Griechin oder Grieche der Diaspora‘ das klingt, nach, sich behaupten, das klingt nach einem Menschen, dem kein Mensch vorzuschreiben hat, was oder wer er zu sein oder wie er sich zu bezeichnen hat. Nicht nach der für die griechische Gemeinschaft in Deutschland schwierigen Zeit, wo neben der Sorge um die Familie in Griechenland auch noch die von der Boulevardpresse in Deutschland losgetretenen Kampagne gegen Griechenland und „die Griechen“ hinzukamen. Die oftmals zu verbalen Angriffen gegen die griechische Bevölkerung in Deutschland bis hin zum Mobbing am Arbeitsplatz führte. Viele dieser Verletzungen und Verunsicherungen werden nicht so schnell vergessen werden können.

Jetzt aber, als das Fest für „Ärzte der Welt“ im vollen Gange ist, ist einiges von dem Stolz Chrysanti Koutsoupakis auf die Gäste übergeschwappt und auf die Frauengruppe der griechischen Gemeinde sowieso, die zwar das Ergebnis des von ihr organisierten Folklorefestes noch nicht kennen, aber schon jetzt sicher sein dürfen, das es beträchtlich sein wird. Stolz und Freude über das Geleistete ist somit das beherrschende Gefühl dieses ausklingenden Folklorefestes.

Jürgen Rompf

Links:

www.elliniki-koinotita-kolonias.de/

www.griechische-gemeinde-koeln.de

www.aerztederwelt.org

www.berliner-forum-griechenlandhilfe.de/

www.kostas-papanastasiou.de/index.html
www.pop-griechische-kultur.de/

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Vielen Dank an Jürgen, Spyro, Soula…