Warum legt die Oma ihre Brille in den Kühlschrank?

Die Beauftragte der Bundesregierung für Migration, Flüchtlinge und Integration, Staatsministerin Aydan Özoğuz, hat sich heute (26.01.2016) bei einem Besuch über die Arbeit des Berliner Projekts IdeM – Informations- und Beratungsstelle für demenziell erkrankte Migrantinnen und Migranten informiert. Dabei stellte sie auch den von ihr geförderten Ratgeber „Warum legt die Oma ihre Brille in den Kühlschrank – Familienalltag mit Demenz in Familien mit Einwanderungsgeschichte“, der in russischer und türkischer Sprache erschienen ist, vor. Hierzu erklärt die Beauftragte:

Schon heute leben mehr als 1,5 Millionen Seniorinnen und Senioren mit Einwanderungsgeschichte in unserem Land. Diese Zahl wird rasant steigen auf geschätzt 3,5 Millionen im Jahr 2032. 39.000 Menschen mit türkischer Einwanderungsgeschichte sind heute älter als 75 Jahre und 146.000 zwischen 65 und 75 Jahre. Bei der russischsprachigen Bevölkerung in Deutschland sind sogar 139.000 Personen 75 Jahre und älter. Die Zahlen machen deutlich, wie dringend sich unser Gesundheitssystem auch auf diese Bevölkerungsgruppe einstellen muss. Denn oft findet sich in dieser Gruppe eine geringere Kenntnis über unser durchaus kompliziertes Gesundheitswesen, Sprachmittlungsprobleme sowie der Verlust von später erlernten Deutschkenntnissen bei Demenz.

Vorbildlich sind deshalb Projekte wie IdeM. Die Beratungsstelle sorgt sowohl für einen besseren Zugang von an Demenz erkrankten Migrantinnen und Migranten in unser Versorgungssystem als auch für eine Entlastung bei Pflegepersonen und pflegenden Angehörigen mit Einwanderungsgeschichten. Viele Familien sorgen mit viel Geduld und Verständnis für ihre von Demenz betroffenen Angehörigen, doch häufig geraten sie dabei an ihre Belastungsgrenze, und nicht immer wissen sie über die vielen Hilfsmöglichkeiten Bescheid.

Darum habe ich den Ratgeber zum Thema Demenz für türkischsprachige und russischsprachige Familien in Deutschland gefördert. Familien mit Kindern stehen vor der besonderen Herausforderung, den Kindern die mit der fortschreitenden Demenz einhergehenden Veränderungen des Angehörigen erklären zu müssen. Hierfür bietet der Ratgeber Hilfe: Er erläutert kindgerecht die Krankheit und hilft Kindern beim Umgang mit den Veränderungen der Großeltern. Der Ratgeber richtet sich aber auch an Erwachsene, sie erhalten Tipps für die Gestaltung des Familienlebens und Informationen über Hilfsangebote und Beratungsstellen.

Das Thema Demenz ist oft mit Scham besetzt und wird deshalb häufig nicht offen angesprochen. Ein Ratgeber im Bilderbuchformat kann Familien den Weg zum Gespräch erleichtern. Auch wenn die Kenntnisse der Familienherkunftssprachen bei den jüngeren Generationen immer geringer werden, sind diese Sprachen doch oft noch gemeinsame Familiensprache, die gerade für das vertraute Gespräch zu besonders intimen Themen verwandt wird. Aus diesem Grund wird der Demenzratgeber in russischer bzw. türkischer Sprache herausgegeben.“

Der Ratgeber wird vom Verein Mehr Zeit für Kinder e.V. in einer Auflage von je 5.000 Stück herausgegeben und ist auf Russisch und auf Türkisch bestellbar.“

Quelle: www.bundesregierung.de

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