Der VW-Abgasskandal ist ein Warnschuss an die deutsche Politik. Es ist schon lange bekannt, dass die Ergebnisse der Abgastests nicht mit den realen Bedingungen auf der Straße übereinstimmen. Trotzdem hielt die Bundesregierung weiter ihre schützende Hand über der Autoindustrie. Sie zeigte keinen Einsatz, sich gegen die Interessen der Autolobby zu stellen und realitätsnähere Tests zugunsten der Verbraucher, der Gesundheit und der Umwelt einzuführen.
Die Bundesregierung muss auf Abstand zur Autolobby gehen: Verkehrspolitische Entscheidungen dürfen nicht allein zugunsten einiger finanzstarker Konzerne getroffen werden, sondern müssen auch Verbraucher-, Gesundheits- und Umweltschutz in den Mittelpunkt stellen. Die deutsche Politik liefert sonst den Nährboden, der Tricksereien und Betrügereien wie im jüngsten Abgasskandal erst möglich macht.
Auch zwischen VW und der deutschen Politik gibt es eine ungute Nähe. Der VW-Konzern ist für seine außerordentlich engen Beziehungen zur Politik bekannt, insbesondere in Niedersachsen. Das Bundesland selbst hält 20% der Aktien an Volkswagen. Das „VW-Gesetz“ sichert Niedersachsen besondere Rechte zu, etwa eine Sperrminorität bei allen Entscheidungen in der VW-Hauptversammlung. „Wenn VW hustet, wird Niedersachsen krank“, lautete ein Leitspruch Gerhard Schröders, den der ehemalige niedersächische Ministerpräsident auch während seiner Zeit im Kanzleramt beherzigte. Weiterlesen